Wärmedämmung

Was Sie bei der Wärmedämmung beachten sollten …

Ein Haus ist eine Hülle, es schützt uns vor Regen, Kälte, Hitze und noch mehr. 

Aber viele Gebäude, die seit 20, 30 oder 100 Jahren ihren Dienst tun, wurden im Hinblick auf ihre Dämmeigenschaften kaum verändert. Die Möglichkeiten Wärme und Energie einzusparen haben sich in den letzten 20 Jahren stark weiterentwickelt und verbreitet. Die Ansprüche an Komfort und Behaglichkeit haben zugenommen und die Wärmebereitstellung hat sich mit steigenden Energiepreisen verteuert. Demgegenüber stehen effiziente technische Entwicklungen und vielfältige Möglichkeiten der Wärmedämmung. Das konsequente Dämmen der Gebäudehülle kann bis zu 80 % der ungewollten Wärmeverluste einsparen. Wenn man direkt bei einer anstehenden Sanierungsmaßnahme auch an eine Verbesserung der Wärmedämmung denkt, kann man sowohl die steigenden Energiekosten „eindämmen“ als auch den Komfort erhöhen.

Fängt man an, ein Haus zu sanieren, kommt oft das eine zum anderen. Es ist gut, sich vorher zu überlegen: Was will ich? Was kann ich? Wo will ich hin? Ein Sanierungsplan und eine rechtzeitige Beratung helfen dabei, Sanierungsvorhaben technisch und wirtschaftlich zu optimieren, Ziele festzulegen sowie Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen.

Das Energieberatungszentrum in Stuttgart (EBZ) und qualifizierte Energieberater sind Ratgeber in Sanierungsfragen und erstellen auf Ihren Wunsch einen Sanierungsplan, Energieausweis, Fördernachweis oder auch umfangreiche Energiediagnosen. Je nach Vorhaben und gewähltem System können unterschiedliche Dämmstoffe eingesetzt werden.

Warum ist baulicher Wärmeschutz erforderlich?
Ein baulicher Wärmeschutz
Wärmeleitfähigkeit
Baustoffklasse nach Brandverhalten
Der U-Wert
Fassaden- oder Außenwanddämmung
Sicherheit
Chancen
Umsetzung
Einzelne Leistungsschritte im Stuttgarter Sanierungsstandard
Dämmung von innen
Tipps & Hinweise
Luftdichtigkeit und Blower-Door-Test
Typische Undichtigkeiten in Wohnhäusern
Untersparrendämmung
Aufsparrendämmung
Decken
Tipps & Hinweise
Kellerdeckendämmung
Böden

Warum ist baulicher Wärmeschutz erforderlich

Die Begrenzung eines bereits beginnenden Klimawandels, die Erhöhung der Versorgungssicherheit durch Reduzierung der Importabhängigkeit aus krisengefährdeten Gebieten der Welt, schwindende fossile Energieressourcen und die dadurch steigenden Energiepreise sind wesentliche Gründe dafür, den Verbrauch fossiler Energieträger drastisch zu senken. Etwa 40 % des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfällt auf den Gebäudesektor, mehrheitlich auf die Beheizung. Am Markt verfügbar sind technisch ausgereifte, wirtschaftliche Lösungen, mit denen der Energieverbrauch leicht um den Faktor vier, bei ambitionierten Sanierungen auch bis um den Faktor 10 gegenüber unsanierter Bestandsbauten reduziert werden kann. Der zur Reduzierung des Heizwärmeverbrauchs erforderliche bauliche Wärmeschutz hat dabei eine zentrale Bedeutung.

Ein baulicher Wärmeschutz

  • ist notwendig für die Vermeidung von Bauschäden durch Feuchtigkeitsbildung auf der Innenseite von Außenbauteilen (feuchteschutztechnischer Wärmeschutz)

  • verhindert die Bildung von Schimmel, der zu Bauschäden und Gesundheitsrisiken beitragen kann (hygienischer Wärmeschutz)

  • garantiert ausreichend hohe Oberflächentemperaturen der Innenseiten von Außenbauteilen im Winter, die zur Behaglichkeit beitragen (behaglichkeitssichernder Wärmeschutz); dieselbe Behaglichkeit lässt sich hierdurch mit geringeren Raumlufttemperaturen und damit geringerem Energieverbrauch erreichen

  • verringert den unerwünschten Eintrag von Wärme und dadurch eine Überhitzung von Räumen im Hochsommer (sommerlicher Wärmeschutz)

  • trägt im Winter und im Sommer zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei (energieeinsparender Wärmeschutz)

  • unterstützt die Schonung von Ressourcen und die Entlastung der Umwelt (ökologisch motivierter Wärmeschutz)

  • kann die Dauerhaftigkeit der Baukonstruktion unterstützen und zur Bauschadensbehebung beitragen (nachhaltig motivierter Wärmeschutz)

  • trägt zur Reduzierung der Heiz- und Kühlkosten sowie zur Wertstabilität der Immobilie bei (ökonomisch motivierter Wärmeschutz)

  • kann zur gestalterischen Aufwertung von Fassaden genutzt werden (gestalterischer motivierter Wärmeschutz)

  • kann im Bestand – insbesondere bei einer Kopplung mit ohnehin notwendigen Sanierungsmaßnahmen – wirtschaftlich realisiert werden

Wärmeleitfähigkeit

Der Kennwert λ (griech. Lambda) wird in der Einheit Watt pro Meter und Kelvin (W/mK) angegeben. λ spiegelt wider, wie gut Wärme durchgeleitet wird; verbunden mit der Dicke des eingesetzten Dämmmaterials (m) ergibt sich der U-Wert.

Der λ-Wert verbirgt sich auch hinter der Materialangabe WLG (Wärmeleitgruppen) oder WLS (Wärmeleitstufen). Eine Angabe von WLG oder WLS 035 beschreibt eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 (W/mK). Hier gilt, je kleiner die Zahl, desto größer ist die Dämmwirkung des Baustoffes.

Baustoffklasse nach Brandverhalten

Baustoffe werden nach ihrem Brandverhalten beurteilt, dabei gilt die Klasse A als nicht brennbar, B als brennbar, mit der Unterscheidung nach der Entflammbarkeit. B1 gilt als schwer entflammbar und B2 als normal entflammbar.

Der Einsatz und Zulässigkeit der Materialien richtet sich nach den Einsatzorten und Anforderungen an Fluchtwege und Brandwiderstandsklassen der Bauteile etc.

Der U-Wert

Der U-Wert ist ein wichtiger Kennwert in der Bewertung der energetischen Gebäudequalität und der Berechnung des Wärmebedarfs. Je geringer der U-Wert eines Bauteils ist, umso besser ist die Wärmedämmung.

Der U-Wert wird aus dem Materialkennwert, der Wärmeleitfähigkeit λ (W/mK) und der Baustoffdicke (m) berechnet. Mit dem U-Wert wird dann der Transmissionsverlust, der Wärmeverlust durch die Bauteile, berechnet. Die λ- Werte werden oft nur in den Bezeichnungen WLS oder WLG angegeben.

Fassaden- oder Außenwanddämmung

Ungedämmte Außenwände führen in der kalten Jahreszeit zu Unbehaglichkeit und zu unnötig hohen Wärmeverlusten. Bei kalten Temperaturen kommt es oft zu Komforteinbußen, weil die Wandtemperatur, trotz gut und teuer geheizter Raumluft, nur bei 14–16 °C liegt. Durch die Differenz zur Körpertemperatur erfolgt ein Wärmeabfluss vom Körper an die Wand durch Strahlung. Man spürt Strahlungskälte, wenn man vor der Wand sitzt oder steht. Für die Verbesserung des Wärmeschutzes an der Außenwand stehen verschiedene Systeme zur Verfügung:

  • das Wärmedämmverbundsystem (WDVS) auch „Thermohaut“ oder „Vollwärmeschutz“ genannt
  • die Kerndämmung bei zweischaligem Mauerwerk
  • die hinterlüftete vorgehängte Fassade
  • die Innendämmung oder
  • der Dämmputz.

Eine sorgfältige Ausführung der Dämmarbeiten ist besonders wichtig, um Wärmebrücken und Bauschäden zu vermeiden. Der optimale Zeitpunkt für die Anbringung einer Wärmedämmung ist, wenn ohnehin Instandsetzungsmaßnahmen an der Fassade anstehen – dann entstehen die Kosten für den Putz und den Anstrich sowieso. Deshalb ist die Fassadendämmung unter Abzug der „Sowiesomaßnahmen“ wirtschaftlich.Wärmedämmverbundsystem (WDVS)Wärmedämmverbundsysteme bestehen aus Dämmplatten, die auf die Wand geklebt und danach verputzt werden. Die Komponenten eines WDVS dürfen nur als System verwendet und sollten vom Fachmann angebracht werden. Als Materialien kommen Platten aus Polysterol, Mineralfaser, aber auch Holzweichfaserplatten infrage. Bei einer mittleren Wärmeleitfähigkeit des Materials (WLS 035) werden 14 – 18 cm Wärmedämmung aufgebracht. Damit sind in der Regel die Anforderungen entsprechender Förderprogramme erfüllt. Bitte informieren Sie sich rechtzeitig, Förderungen müssen immer vor der Maßnahme beantragt werden.Kerndämmung bei zweischaligem MauerwerkLuftschichten in bestehendem Mauerwerk oder Gefachen in Wänden, Decken oder Dächern können nachträglich mit einer Einblasdämmung ausgefüllt und energetisch verbessert werden. Eine Fachfirma prüft zunächst die Durchführbarkeit, die mindestens 4 cm breite Luftschicht muss durchgängig und trocken sein, dann wird durch Bohrungen zum Beispiel in den Fugen des Verblendmauerwerks die Dämmung eingeblasen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Hohlraum vollflächig und setzungssicher ausgefüllt wird. Für bestehendes zweischaliges Mauerwerk eignen sich wasserabweisende Granulate z. B. aus Polystyrol WLG 033, Polyurethan WLG 035 oder Perlite WLG 060. Für Decken, Dächer oder neue Wände werden meist Flocken aus Zellulose in diesem Verfahren verwendet.Hinterlüftete vorgehängte FassadeDie hinterlüftete vorgehängte Fassade ist eine weitere Möglichkeit, eine Dämmschicht außen am Gebäude anzubringen. Vorhangfassaden gehören zu den traditionellen Bauweisen in der ländlichen Region, wobei Holzschindeln, Schieferplatten und Ziegel als Verkleidung dienen. Eine moderne hinterlüftete Vorhangfassade besteht aus folgenden Komponenten:

  • Unterkonstruktion mit Befestigungsmaterial
  • Dämmschicht
  • Hinterlüftung
  • Außenverkleidung (Vorhang).

Als Erstes wird die Unterkonstruktion auf der bestehenden Außenwand befestigt. Das wird bei kleineren Gebäuden meistens mit einer Holzlattung realisiert, es gibt aber auch spezielle Konstruktionen aus Holz oder Alu. Danach werden die Dämmplatten oder Dämmmatten zwischen der Unterkonstruktion auf dem alten Putz befestigt. Auf die äußere Schicht der Dämmung kommt eine diffusionsoffene Schalungsbahn, die für die Winddichtigkeit sorgt. Zur Abführung von Regenwasser und Oberflächenkondensat auf den Fassadenplatten wird zwischen Dämmschicht und Vorhang eine Belüftungsschicht angeordnet. Zum Schluss wird die Verkleidung angebracht, wobei eine Vielzahl von Materialien zur Auswahl stehen. Die Wahl des Materials und die dafür notwendige Unterkonstruktion bestimmen zum großen Teil die Kosten der Vorhangfassade. Beides hängt unter Umständen von regionalen handwerklichen Traditionen ab. Die Rollladenkästen sollten vor dem Einbringen des Dämmstoffes auf Dichtigkeit überprüft und ggf. abgedichtet werden.Elektroinstallationen und Wärmedämm-Verbundsystem nach Stuttgarter SanierungsstandardDer Dämmstoff eines WDVS schließt an zahlreiche Bauteile an die in der Außenwand integriert sind. Beispielsweise die Anschlüsse an Fenster, Rollläden, Leuchten, Markisen, Balkone oder Dachüberstände müssen sorgfältig geplant sein. Die Planung muss vom Handwerker einwandfrei umgesetzt werden, damit die Standfestigkeit gewährleistet ist. Dabei dürfen Elektroinstallationen nicht vergessen werden.